Was dem Menschen einfällt, kann ihm auch wieder rausfallen,

...insofern ist jede Dichtung undicht.

Gurkenwunder

Die Gurke ist an sich kein Tier
doch manchmal hält sie sich dafür
dann bellt sie und beginnt zu laufen
geht beim Fleischer Würstchen kaufen
steht beim Bäcker in der Schlange
meckert „dauert das hier lange“
manchmal sitzt sie im Café
bei Keksen und 'nem Kännchen Tee.

Heut fährt sie mit Bus und Bahn
nach Rom, zum Papst im Vatikan.
Dort bittet sie um Audienz
bei seiner hohen Eminenz
Will dass man sie heilig spricht
Franziskus lacht, „das geht doch nicht!
Du, als Gurke – wie denn das?“
„Doch – ich bin viel mehr als das!
Ich die´n der Menschheit; stumm und still
opfer mich dem, der essen will!“
„Aha, soso, da hast du recht,
wahrscheinlich schmeckst du gar nicht schlecht?!“
sprach Franziskus und fing dann
die Gurke zu verspeisen an.
Ganz ohne Segen, ohne Gnade.
Ohne Heiligsprechung, schade!

Der Gurke Schicksal wiegt gar schwer
Keine Gurke wagt jetzt mehr
den Heimatgarten zu verlassen.
Will man schon vor der Zeit erblassen?!

Was will dies Gedicht uns sagen?
Es geht uns immer an den Kragen
selbst bei den Allerheiligsten
ist das Leben plötzlich hin

deshalb:
häng du ruhig faul und dumm
an deinem Gurkenstrauch – herum
 

Philosophos

Philosophos, der ewig Kluge
sucht des Nachts in dunkler Stube
nach des Lebens tiefem Sinn
„Ich find‘ ihn nicht, wo ist er hin?“

Erst als er um Mitternacht
wieder seine Runde macht
im schönen weiten Wattenmeer
ruft er plötzlich „Camembert!
Des Lebens tiefer, großer Sinn
steckt in diesem Käse drin!“

Mit schnellem Schritt eilt er nach Hause
dort liegt als Rest der Mittagspause
im Kühlschrank sicher aufbewahrt
der Camenbert, eiskalt und hart.

Genauso wie das Leben.
Eben.

Elisabeth Möller

Bröselmeyer

Bröselmeyer 1

 

Bröselmeyer sitzt beim Frühstück

Bröselmeyer köpft ein Ei

Rosetta, seine Lieblingskatze

sitzt mit am Tisch und liest dabei

ratzfatz die TAZ

und anschließend den Kaffeesatz

 

Bröselmeyer 2

 

Bröselmeyer ißt zu Mittag

Bratkartoffeln, Spiegelei

Rosetta, seine Lieblingskatze

sitzt mit am Tisch und kaut dabei

Frikassee und Hühnerbein

So schön kann Mittagessen sein

 

Bröselmeyer 3

 

Bröselmeyers Kaffeezeit

Torten, Kekse, Donauwellen

Rosetta, seine Lieblingskatze

futtert drei bis vier Forellen

läßt sich gar nicht lange bitten

nascht auch von den Sahnesschnitten

 

Bröselmeyer 4

 

Bröselmeyer ißt zu Abend

Mettwurstbrot mit Gurke drauf

Rosetta, seine Lieblingskatze

nagt am Hasenhinterlauf

dazu trinkt man zwei drei Bier

Rosetta die trinkt sogar vier.

 

Bröselmeyer 5

 

Bröselmeyers Fernsehstunde

grad läuft der Schuh des Manitu

Rosetta, seine Lieblingskatze

serviert Chips mit Dips dazu

beiden schmeckt es, beide schmatzen

bis sie endlich, endlich platzen

 

Bröselmeyer 6

 

- - -

Elisabeth Möller

...es gibt ein Unmenge an Gedichten,

...und es ist zu befürchten, dass diese -womöglich noch zu Lebzeiten- 
in einem Buch veröffentlicht werden.
 

das kann aber dauern 

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